Blinde Hunde

Weil mein Micky blind war, habe ich oft mit Menschen zu tun, deren Hund ebenfalls schlecht sieht oder blind ist oder die gerade diese Diagnose für ihren Hund bekommen haben. Viele denken, ein blinder Hund könne nicht mehr die Lebensfreude haben, die ein sehender hat. Dem ist aber nicht so.

Obwohl mein Micky keine Augen mehr hatte, bemerken Außenstehende in der Regel erst, wenn ich es sagte, dass er wirklich blind war. Als er noch gut hören konnte, lief er sogar ohne Leine und war wie der Blitz da, wenn ich rief: „Wer möchte ein Leckerli?“

Egal mit wie vielen Hunden wir in einem noch fremden Garten waren, Micky war der einzige, auf den wir aufpassen mussten: Er fand jedes Loch im Gartenzaun. Micky war auch bis kurz vor seinem Tod noch ein passionierter Katzenjäger.

Frisch erblindet

Je nachdem wie das Wesen des Hundes ist, kann es sein, dass man als Besitzer anfangs überhaupt nicht bemerkt, dass der Hund nichts sieht. Wenn er irgendwo anstößt, denkt man, er sei einfach ungeschickt oder habe nicht aufgepasst.

Bei einem eher ängstlichen Hund kann es vorkommen, dass er sich gar nicht mehr bewegen mag, weil er sich nicht orientieren kann. Wenn er sich in seinem bisherigen Leben auf seine Augen verlassen hat (wie mein Micky), dann hilft ihm die Nase auch nicht wirklich weiter. Er muss erst lernen, dass er noch andere Sinne hat, mit deren Hilfe er sich orientieren kann.

Als Micky frisch erblindet war, musste er mit beiden Vorderpfoten und der Nase ins Futter fallen, um es zu finden. Nach zwei Jahren kam er aus einigen Metern Entfernung angelaufen, wenn ich meinen Katzen Sahne gab.

Spaziergang mit dem blinden Hund

Mit einem blinden Hund, der sich gut orientieren kann, ist es ohne weiteres möglich, ihn ohne Leine laufen zu lassen, er kann sogar neben dem Fahrrad laufen. ABER sobald ein Ohr schlechter hört als das andere, kann er die Richtung nicht mehr genau hören. Dann ist es an der Zeit, ihn an die Leine zu nehmen, weil es immer zu Situationen kommen kann, wo es wichtig ist, dass der Hund weiß, wo sein Mensch ist.

Bei unsicheren Hunden hat es sich bewährt, dass sie ein Geschirr tragen, bei dem der Ring für die Leine AUF den Schulterblättern liegt, so wie es bei dem Autogeschirr von Trixie der Fall ist. Das Geschirr ist nicht teuer, und Mickys hält schon seit 7 Jahren.

Zusätzlich sollte eine normale Leine benutzt werden, keine Flexileine. Der Plastikkasten an der Flexi verhindert, dass Schwingungen vom Menschen über die Leine zum Hund übertragen werden. Diese feinen Schwingungen sind aber gerade für Hunde, die nicht sehen können, eine große Hilfe. Ist der Hund sehr unsicher, sollte die Leine zumindest am Anfang kürzer gehalten werden. Das gibt dem Hund das Gefühl, geschützter zu sein.

Blinder Hund und andere Hunde

Grundsätzlich macht es bei Hundebegegnungen in der Regel keinen Unterschied, ob ein Hund blind ist oder nicht. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass der Blinde die Mimik und Körpersprache des anderen Hundes nicht sieht und daher auch nicht entsprechend reagieren kann, falls der andere Hund aggressiv ist. Andersherum gibt es keine Verständigungsprobleme. Auch wenn die Augen entfernt wurden, sind die Muskeln noch da, und der Hund hat die gleiche Mimik wie vorher.

Auch ohne Augen konnte Micky sehr lieb, aber auch sehr böse „gucken“, und in Hundebegegnungen mit anderen Rüden aller Größen war Micky meistens der Chef, obwohl er nur 5 kg wog und kastriert war.

Foto von Micky: Christiane Becker

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